Liebe Buchenbühler Gemeinde, liebe Gäste auf unserer Webseite,
Christus spricht: Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht.
Johannes 15, 5
Ich habe gelesen, dass Weinstöcke besonders lange Wurzeln ausbilden, bis sie das Grundwasser erreichen, bis zu 30 Metern in die Tiefe. Sie kommen mit Trockenheit und Durststrecken ganz gut zurecht. Damit sind die Stöcke auch unter widrigsten Umständen an der Quelle, ohne die niemand leben kann.
Es ist der Evangelist Johannes, der Jesus und das Bild vom Weinstock in Zusammenhang bringt: „Ich bin der Weinstock“. Er benutzt dieses Bild in einer großen Abschiedsrede, die er an seine Jünger richtet. Ihr werdet mich nicht immer bei euch haben. Aber das geht euch nie verloren, dass ihr durch mich wie durch einen Weinstock Wurzeln habt, die euch eine Lebensquelle erschließen, die in Ewigkeit nicht versiegt. Gott Vater nennt er den Weingärtner, sich selbst den Weinstock, und wir sind dabei, wenn es gilt, viel Frucht zu bringen: „Ihr seid die Reben“.
Das Bild hat etwas wirklich Entlastendes: Von mir aus kann ich nichts tun, muss es auch nicht. Wer an diesem Weinstock Anteil hat, der wird Frucht bringen. Das ergibt sich daraus, ohne Anstrengung. Eine Leichtigkeit und Selbstverständlichkeit, wie ich sie mir ersehne.
Aber so schön ist das nicht: Da sind die Reben, die keine Frucht bringen. Die werden entfernt. Sie sind nicht Gegenstand sozialer Fürsorge und gärtnerischer Pflege. Sie werden weggeworfen und dem Feuer übergeben.
Welche Gedanken tauchen bei mir auf? Ich spüre ein Lächeln hinter den Masken, eine Freundlichkeit und Solidarität, die zusammenwachsen lassen: Ich trage eine Maske, dadurch schütze ich nicht mich, sondern dich. Ich schütze dich vor mir. Du trägst eine Maske, ich weiß, sie schützt dich nicht, aber sie schützt mich. Und indem wir beide Masken tragen und den gebotenen Abstand halten, schützen wir uns gegenseitig. Ein Weinstock, viel Frucht, hoffentlich Heilung.
Ich spüre aber auch Ablehnung und Distanz. Verschwörungstheorien wachsen wie Unkraut. Wir würden unserer Freiheit beraubt. Teuflische Theorien, nicht wert, dass wir sie hier weiter ausführen. Auch wenn mir das nicht gefallen will, sagt mir der Text: Da sind Dinge, die gehören weggeworfen. Mir gefällt, dass dieser an sich schöne Text nichts schönredet.
Gibt es da eine Lösung? Sie heißt, wenn wir dem Evangelisten Johannes folgen: Dranbleiben! Er meint dranbleiben an Jesus, der selbst der Weinstock, der selbst die Quelle ist.
Wäre das nun eine Predigt von 20 Minuten, würden wir wohl darüber nachdenken, wie dieses Dranbleiben zu gestalten wäre. Die Kürze dieser Gedanken erlaubt uns, ein Bild wahrzunehmen in seiner Schönheit und seine Zumutung sich einfach sagen zu lassen: Bleibt dran! An ihm! Bleibt dran an dem, was diese Wochen uns zumuten. Darin werdet Ihr Frucht bringen!
Gerhard Wild, Pfarrer
Das Donnerstagsgebet
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