Liebe Buchenbühler Gemeinde, liebe Besucher unserer Webseite,
Jedem Sonntag ein Predigttext. Der aktuelle Sonntag trägt den liturgischen Namen „Judika“: Gott, schaffe mir Recht. Allein dazu könnte man sich viele Gedanken machen.
Der Predigttext für diesen Sonntag intoniert eine Sehnsucht, die nach Meinung des Autors die ganze Lebenswanderung begleitet:
Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir.
Hebräer 13,14
Als Suchbewegung wird unser Leben beschrieben: Die Suche nach einer künftigen Stadt, die es so nicht gibt. Noch nicht gibt? Ich habe diese Sehnsucht nach einer künftigen Stadt bei Trauerfeiern immer wieder als tröstlich empfunden. Allerdings niemals als eine Vertröstung nach dem Motto: Das Beste kommt erst! Vielmehr immer die Stadt des Lebens würdigend, die ein Mensch, von dem wir uns verabschieden, bewohnt und an der er nach seinen Kräften mitgebaut hat. Diese Stadt ist schön und sie hat ihre dunklen Stadtviertel. Und es tut sich die Perspektive auf, dass wir einer Stadt Gottes entgegenwandern, deren Tore für uns offenstehen.
Die Zumutung dieser Wochen besteht darin, dass wir uns in der Stadt unseres Lebens nicht mehr frei und nicht mehr ohne Angst bewegen können. Gott sei es ausdrücklich und in aller Offenheit geklagt. Wir beten darum, in unserer Stadt wieder sicher wohnen zu können.
Aber weil ich manche Nachricht nicht mehr ertrage, schon gar nicht in ihrer ständigen Wiederholung, stelle ich mir in meiner Fantasie, die noch immer ihre Flügel entfaltet, eine Staffelei mit einer großen Leinwand auf, grundiere die Fläche mit einem hellen sonnigen Gelb, bitte den Meister Dürer selbst mir die Hand zu führen, damit mein Pinsel einen so nie gesehenen blühenden Rasen schafft, bitte Friedensreich Hundertwasser, mit mir ein farbenfrohes Haus in die Landschaft zu setzen, an dem es auch nicht eine gerade Ecke gibt. Mit Claude Monet lege ich einen üppigen Seerosenteich an, an dessen Ufer Maria Sibylla Merian Pflanzen und Kräuter platziert, während in einer Sitzecke Spitzwegs Bücherwurm ein Regal einräumt, damit mein Lesestoff nicht ausgeht. Meinetwegen möge noch Otmar Hörl den Mann mit dem Fernglas einfügen, damit ich den Weitblick nicht verliere. So entsteht sie, die Stadt meiner Sehnsucht, offen für das, was Sie, liebe Leserin, lieber Leser, in diese Landschaft einfügen mögen.
Nach der künftigen Stadt suchen wir. Respekt und Dank denen, die sich bis zur Erschöpfung dafür einsetzen, dass wir einigermaßen versorgt bleiben. Und sollten Sie tatsächlich zu Pinsel und Farbe greifen, dann wünsche ich Ihnen Fantasie und Spaß. Gemeinsam bitten wir Gott um Segen für uns und unsere Stadt.
Gerhard Wild, Pfarrer
Das Donnerstagsgebet
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